In den letzten Jahren war das Teleskoptreffen
auf dem Vogelsberg ja teilweise zu fröhlichen Wasserspielen mutiert.
Diesmal war alles ganz anders. Petrus hatte sich zum wahren Astrofan gewandelt
und bescherte uns ein Teleskoptreffen, von dem wir noch lange sprechen
werden.
In diesem Jahr hatte ich mir vorgenommen, alle privaten Termine zur
Vogelsbergzeit zu blocken und endlich mal wieder mit dabei zu sein. Das Treffen
läuft ja offiziell vom Himmelfahrtstag bis zum darauffolgenden Sonntag.
Aber die ersten Teilnehmer kommen meist schon in der Woche vor dem ITV-Termin
dorthin. Ich hatte mir vorgenommen, ab dem Montag auch schon vor Ort zu sein.
So fuhr ich also rund viereinhalb Stunden (wieso ignorieren die LKW-Fahrer
eigentlich alle Überholverbote?) bis zum ITV-Gelände und traute
meinen Augen kaum: Es war schon richtig Trubel auf dem Sportplatz, der das
Hauptgelände des ITV darstellt. Es hatte sich schon eine starke
norddeutsche Kolonie, beginnend von den Lübeckern über Helge
Schlinzig bis Rüdiger Heins gebildet. Gleich neben Rüdigers Wohnmobil
baute ich mein Zelt auf. Bei dem böigen Nordostwind war das ein recht
hartes Stück Arbeit. Anschließend kam die Kür: Das Teleskop
wurde aufgebaut und provisorisch in Richtung Norden ausgerichtet. Die Sonne
ging unter und es wurde ganz schön kalt. Zum Glück hatte ich meine
Daunenjacke dabei. Die erste klare Nacht begann und mit ihr kam das notwendige
Übel des Einnordens. Auf dem Grasboden des Sportplatzes sanken die
Stativbeine immer tiefer ein. Die Poljustierung dieser ersten Nacht war also
recht mau. Das bekam ich bei meinen ersten Testaufnahmen mit der CCD-Kamera zu
spüren. Sie korrigierte kräftig die Abweichungen, aber so konnte es
nicht weitergehen. Am nächsten Morgen hatte ich mir dann erst mal
Holzstücke als Unterlage besorgt. Gegen 2.30 Uhr kam dann schon die
Dämmerung. Die Nächte waren also recht kurz. Ich baute das
CCD-Equipment vom Teleskop ab und fiel dann erst mal glücklich ins Bett.
Zeit langer Zeit war dies wieder mal eine richtige Astronacht. So gegen 9 wurde
ich dann wach. Jetzt fuhr ich erst mal Brötchen holen und dann wurde
gefrühstückt. Anschließend machte ich erst mal meine Runde
über den Platz. Viele bekannte Gesichter waren schon dort und so gab es
erst mal das große Hallo. Auch dieses Jahr gab es wieder schöne
Selbstbauteleskope zu bewundern. Stathis hatte einen Dobson in absoluter
Leichtbauweise dabei. Dieses Gerät bekam auch zu recht den ersten Preis
bei den Selbstbauteleskopen. Neben mir hatte Rüdiger Heins seinen
selbstgeschliffenen 14-Zöller dabei. Das Beobachten mit diesem Teleskop
war ein absoluter Augenschmaus. Dieser Spiegel ist ein Meisterstück. Oft
rief Rüdiger mich von meinem Teleskop zu sich, um mir die eingestellten
Objekte zu zeigen. Der Cirrus-Nebel und andere Standardobjekte waren der
absolute Oberhammer. Dieses Teleskop bekam dann auch völlig zu recht den
zweiten Platz bei den Selbstbauten zugesprochen. Den dritten Platz belegte auch
ein norddeutscher Sternfreund. Helge Schlinzig hatte eine
Spiegelprüfeinrichtung gebaut, die die Jury überzeugt hatte. Da sage
noch mal einer, dass wir Nordlichter in Sachen Astronomie nicht so aktiv seien!
Helge hatte sein Teleskop auf seinem Selbstbau-Stativ mit dem schönen
Namen Woodmaster befestigt. Diese Stative sind wirklich sehr
stabil, da können ganze Horden von HB-Männchen um das Stativ tanzen
und da wackelt nichts. Sie haben absolute Säulenqualität. Für
die musikalische Untermalung des Treffens sorgte das Team vom Astrogarten mit
seinem mobilen astronomischen Sommerhaus (MASH). Diese trinkfeste Truppe war
auch stimmungsmäßig immer voll am Anschlag. Eine Gruppe von Bullen
auf einer ca. 300 Meter entfernten Koppel kam immer wieder mit ihnen in
Kontakt. Das aus der wattstarken Musikanlage ausgesandte Muuuhh! wurde von dort
zur Erheiterung der Treffteilnehmer immer wieder beantwortet (was
die sich wohl zu sagen hatten...). Ich möchte aber nicht wissen, was die
direkt daneben campierenden Treffteilnehmer zu diesem lautstarken Treiben zu
sagen hatten. Immerhin hatten einige auch Kinder dabei, die sicherlich auch
einmal schlafen wollten... Schlafen, was ist das? Die nächste Nacht wurde
ebenfalls klar. Der Wind war deutlich zurückgegangen. Dank der
Holzstücke hielt meine Montierung ihre Polausrichtung und ich konnte ein
paar Aufnahmen von Galaxien und Kometen machen. Während des ITV konnte ich
nun mein Equipment (LX200 8 + SBIG ST-6) mal im Dauerbetrieb kennen
lernen. Ganz wichtig war es, dass ich die PEC des Teleskops aktiviert hatte. So
lief die Montierung teilweise bis zu 5 Minuten ohne Korrektur. Die
Geschwindigkeit der Montierung beim Aufsuchen von Objekten hatte ich allerdings
auf die Hälfte reduziert. Die LX200 macht doch sonst einen
Höllenkrach... Lauter wurde es auf dem Gelände öfters. Jede
Sternschnuppe und jeder Iridium-Flare wurden mit großem Hallo quittiert.
Auch die ISS war mehrmals sichtbar. Schon wieder kam die Dämmerung, wieder
war eine Nacht vorbei.
Am Vatertag wurde es dann richtig voll. Doch die Selbstdisziplin der
Teilnehmer war doch recht groß, so dass kein zu wildes Campen vorkam. Die
Durchfahrten blieben frei und jeder hatte doch genug Platz für sich. Zum
Glück wurde auch die Nebenwiese des Sportplatzes mit benutzt. Ich erinnere
mich noch an die ersten ITVs. Da hatten noch alle auf dem Sportplatz
unterkommen können. Laut Information der Veranstalter waren ca. 650
registrierte Teilnehmer anwesend. Tagsüber kamen dann noch die Gäste
dazu, so dass man von rund 1000 Teilnehmern ausgehen konnte. Dank des guten
Wetters blieben die sanitären Anlagen diesmal recht sauber. Eine weitere
Toiletten-/Duschkombination in Form eines Containers sorgte für eine
entspannte Lage. Trotzdem fragte ich mich manchmal, ob einige Teilnehmer zu
Hause ihre Toiletten in ähnlichem Zustand hinterlassen. Die Organisatoren
des ITV - Walter Kutschera und Martin Birkmaier - hatten alles im Griff. Zehn
Jahre ITV-Erfahrung sind ihnen deutlich anzumerken. Souverän und
routiniert haben sie die Veranstaltung gelenkt und dabei immer noch Zeit
für einen kleinen Plausch. So macht die Teilnahme wirklich Spaß! Die
Stimmung auf dem Treffen war dank des Wetters wirklich sehr entspannt. Die
Teilnehmer strahlten mit der Sonne um die Wette. Highlight waren natürlich
wieder die beiden großen 30-Dobsons, an denen sich jede Nacht lange
Schlangen bildeten. Man hat ja auch nicht jede Nacht die Möglichkeit
einmal M13 oder M51 durch ein Instrument dieser Größe zu sehen. Aber
auch die normalen Teleskope wurden reichlich benutzt. So brachte es
ein Teilnehmer fertig, ohne Teilkreise die Venus am Taghimmel einzustellen. Er
benötigte rund 90 Minuten dafür, aber der letztendliche Erfolg hat
ihn dafür entschädigt. Ich persönlich war vom Anblick der Sonne
mit einem Coronado-Filter begeistert. Obwohl ich kein Sonnenbeobachter bin,
fand ich diesen Anblick noch kontrastreicher als zum Beispiel den Anblick der
Sonne mit einem Daystar-Filter. Man merkte doch recht deutlich, dass sich die
Sonne auf dem absteigenden Ast der Aktivität befindet. Es waren zwar ein
paar schöne Protuberanzen zu sehen, aber insgesamt war die Aktivität
doch recht gering. Die letzte Nacht vom Samstag auf den Sonntag war dann
bewölkt. Doch richtig traurig war darüber keiner, da wir doch alle am
nächsten Tag recht weite Autofahrten vor uns hatten. Auf jeden Fall wird
dieser ITV bei uns allen in Erinnerung bleiben. Dieses Wetter wird in Zukunft
schwer zu toppen sein!